Architekten haben einen anderen Blick auf die Stadt
Hinter den Gestaltungsplänen für das neue SWM Verwaltungsgebäude und das zugehörige Grundstück stehen die Architekten Junk & Reich und die DANE Landschaftsarchitektur und Stadtplanung. Hand in Hand arbeiten sie daran, eine typische europäische Großstadtpassage zu schaffen.
»Im Grunde haben wir zwei Bauherren«, sagt Michael Dane. Die SWM sind der Auftraggeber, doch das Grundstück ist öffentlicher Raum. Also zählen auch die Wünsche der Stadt. Der Landschaftsarchitekt Michael Dane leitet seit 1992 ein Planungsbüro. Sein Team hat schon Plätze in Weimar und Jena gestaltet. Auch bei der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion war er dabei. Der gebürtige Engländer mischt weltweit mit. An der Hochschule Anhalt hat er einen Lehrauftrag für Gartendenkmalpflege inne. Dane kennt die Städte Europas. An Magdeburg schätzt er die phänomenale Lage an der Elbe, die einmalige Auenlandschaft. »Es gibt hier fantastische Plätze«, findet er.
Allein der Ausblick vom Blauen Bock sei unglaublich gewesen. Vom Dach des siebenstöckigen Gebäudes konnte man in die Landschaft schauen – und das mitten in einer Großstadt. Auch aus dem zwölften Stockwerk des neuen SWM Gebäudes wird man viele Highlights der Stadtkultur entdecken können. Ein guter Ort, um sich zu fragen: Worauf kann man als Magdeburger stolz sein?
Viele denken gleich an Otto den Großen und Otto von Guericke. Dabei muss man nicht so weit zurückblicken. Eines von vielen Beispielen ist der Aufbruch in die Moderne in den 1920er-Jahren – mit den Ideen des Architekten Albin Müller zur Weltausstellung im Rothehornpark und den Impulsen des avantgardistischen Stadtplaners Bruno Taut. Ihm ist unter anderem der Titel Das bunte Magdeburg zu verdanken. Damals stand die Stadt für wichtige Impulse. Architektur, Kunst, Design und soziale Verantwortung griffen ineinander über und stellten die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund. Mit einer ungewöhnlich farbenfrohen Fassade machte nicht nur das Rathaus Schlagzeilen.
Ganz im Geiste des Vordenkers Bruno Taut, aber in moderner Form, soll bald ein neuer Pavillon mit Sitzbänken entstehen. Er ist auf der Freifläche zwischen dem neuen SWM Gebäude und dem Kaufhaus Karstadt geplant. Bisher sei dies nur ein großer nutzloser Platz hinter dem Blauen Bock gewesen, finden dieArchitekten. Man habe fast Angst gehabt vor dem großen Gebäude davor. »Der Platz war ungepflegt und verschmutzt. Keiner ist gern dort hinten durchgegangen. Doch bald soll es kein ›Dahinter‹ mehr geben«, erklärt Dane.
Der Blaue Bock hat auch die Fußgängerströme von den Straßenbahnhaltestellen und Geschäften gebrochen. Die Menschen mussten außen herumlaufen. Zukünftig soll hier Offenheit regieren. Die Architekten wollen eine typische europäische Großstadtpassage, wie es sie schon im Mittelalter gab: Ein höher gestaltetes Erdgeschoss kennzeichnet bereits heute die umliegenden Häuser. Doch abgesehen von den Haupteingängen sind die Gebäude nach außen abgeschlossen und zeigen nur ihre Schaufenster. In das Haus der SWM wird man nicht nur hineingucken, sondern auch hineingehen können – dank offener Einkaufsarkaden. Das ganze Haus wird zum Eingang, zum Durchgang Richtung Fußgängerzone. Ein offener Platz, transparent und einladend. Alle Hindernisse sollen beseitigt, Stufen und bequeme Zugänge bedacht werden. Dane plant Bäume und ein Wasserspiel. Er will einen Ort schaffen, an dem Menschen gern zusammenkommen.